Duo Zhok – Klezmer aus tiefer Seele
Foto: Esther Unzen
Melodien von fröhlich-jauchzend bis klagend-betrübt, Rhythmen voller Lebensfreude – Musik mit Seele und Herz, voller Emotionen und Energie:
Klezmer ist für Gerhard Breier (Klarinette/Komposition) und Anja Jakobsen (Akkordeon) eine Herzensangelegenheit. Das Duo präsentiert traditionelle Musik der osteuropäischen Juden sowie Eigenkompositionen.
Interessante Hintergrundinformationen und Einblicke in den jüdischen Humor runden das unterhaltsame, ebenso kurzweilige wie abwechslungsreiche Programm ab.
Konzertausschnitte (YouTube):
St. Nikolai-Kirche Elmshorn 2023
Brodersbyer Konzertsommer (Juli 2022)
Nikolaikirche Kiel (2022)
Aktuelle Konzertkritik (vielen Dank an Eckhard Kretschmer):
Pressestimmen zum Klezmer-Programm – aus den Konzert-Berichten in der Landeszeitung vom 27.01.20 und in der Eckernförder Zeitung vom 28.01.20: „Musik zum Gedenken an Auschwitz – Klezmer-Konzert gegen das Vergessen. Klezmermusik voller Emotionen: Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hat das Eckernförder Duo Zhok ein Programm erarbeitet – ein Abend, der nachdenklich stimmte und mit Ernst, Humor und Hintersinn zeigte, welche Schätze von Lebenskunst und Klugheit heute wieder gefährdet sind. Gerhard Breier, Multiinstrumentalist an Kontrabass, Klarinette, Gitarre, Sprecher, Sänger und Organisator sowie Tanja Opp am Akkordeon boten den Besuchern ein literarisch-musikalisches Programm, das es in sich hatte. Es zeigte Lebensweisheit, Lebensmut und Zuversicht jüdischen Lebens. Klezmer als „Gefäß des Liedes“ bildete den Rahmen eines erinnernden, auch mahnenden Abends. Eher fröhliche, aber auch besinnliche, fast traurig wirkende Klänge drückten Lebensfreude, Besinnung, und Dankbarkeit aus. Das Publikum in den beiden Gotteshäusern – Owschlag und Borby – lauschte andächtig. Die zahlreichen Besuche nahmen teil an der Schilderung bedrohten Lebens in einer Zeit, in der Millionen gefoltert, gequält und ermordet wurden – Erinnerung an das jüdische Leben zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Lebensfreude aber blieb: „Ich lebe und kann singen“. Intelligent, gekonnt, voller Lebensmut, Zuversicht und Gottvertrauen mahnte das Duo Zhok mit Liedern und Texten über das Leben in besonderen Umständen: So geht man nicht miteinander um! Weder gestern noch heute oder morgen – nie wieder!“ (von Reinhard Frank)
Duo Zhok im Rahmen des Brodersbyer Konzertsommers 2022Duo Zhok im Rahmen des Brodersbyer Konzertsommers 2022
Aus der Kritik zum Konzert anlässlich des Holocaust-Gedenktages 2019 von Anja Hasler/Landeszeitung:
Gerhard Breier aus Eckernförde möchte einen Beitrag gegen das Verdrängen und Vergessen leisten. Das „Duo Zhok“ trat aus Anlass des Holocaust-Gedenktages in der Owschlager Erlöserkirche, in Gettorf und Kiel auf, um an die Opfer der Judenverfolgung zu erinnern.
„Das Thema ist nicht aus der Welt. Man muss es zur Sprache bringen, damit sich etwas bewegt”, ist Gerhard Breier überzeugt. Dem Anlass entsprechend wurden im ersten Teil des Konzertes Stücke gespielt und gesungen, die vielfach hinter Stacheldraht geschrieben wurden. „Den Spaten geschultert, marschieren wir in langem Zuge am Morgen. Ein Lied auf den Lippen, mit frohem Mut, so trotzen wir Kummer und Sorgen“ heißt es in dem Stück, das vermutlich vor 1936 im Konzentrationslager Esterwegen entstanden ist. Der Verfasser ist unbekannt. „Und kehren wir abends ins Lager heim, dann tönen wieder die Lieder. … Denn wir wissen, dass nach dieser Not uns leuchtet hell das Abendrot”, heißt es weiter in dem Lied, das im Moorlager II im Emsland gesungen wurde. „Es entstanden deprimierend realistische Lieder, aber auch zuversichtliche Texte“, erläutert Breier.
Jiddische Musik spricht aus dem Herzen
Es erklang beim Konzert aber auch Klezmer (wörtlich „Gefäß des Liedes“) – eine aus dem Judentum stammende Volksmusiktradition. „Als Musik der osteuropäischen Juden hat Klezmer einen besonderen Bezug zum Gedenktag“, erklärt Breier.
Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt: Jiddische Musik und Klezmer vereinen eine große Palette an Gefühlen. Im zweiten Teil des Konzertes lag der Schwerpunkt auf der sonnigen Seite – mit dem einen oder anderen jüdischen Witz. Nicht nur gesanglich beeindruckten die Künstler, sondern sie ließen auch ihre Instrumente vortrefflich „singen“. Da seufzte oder jubilierte die Klarinette …., stimmte in tiefer Traurigkeit mit ein. Schwungvoll mischten sich Akkordeon oder Gitarre in den Dialog und auch der Kontrabass wusste von großen Gefühlen zu erzählen. Gerhard Breier erhielt unter anderem für sein Bandprojekt „Klezmerics“ den Kulturförderpreis des Landes Schleswig-Holstein. Einige Lieder des Abends wurden von ihm komponiert – eines davon war seinem Großvater gewidmet. Gegen das Vergessen.
Aus dem Konzert-Bericht/Kieler Nachrichten vom 3.7.18 von Beate König:
„Tango voller Lebensfreude: Die sonnige Seite des Klezmer war beim Konzert des Duos Zhok in der Kirche Borby Programm. Musiker Gerhard Breier öffnete durch witzige Moderationen dem Publikum die Ohren für die rhythmischen Spezialitäten, die jiddische Musik und Tango aus Argentinien und Finnland auszeichnen…. immer neue, abwechslungsreiche Klänge, die Partisanen- und Liebeslieder, Balladen und zackige Tangos für die Zuhörer spannend machten. Breier nutzte bei Di Mame den Kontrabass nicht als Zupfinstrument, sondern verwandelte den Holzkorpus in einen Resonanzkörper, dem er mit Fingerspitzen, Knöcheln und der flachen Hand Trommelsounds entlockte….. erst eine gemütliche Kaffeetafel-Melodie im Walzertakt entstehen, dann wechselte das Tempo und steigerte sich in rasanten Vierern immer weiter in Richtung virtuoser Turbo: Bilder entstanden, wie eine Mutter im Multitaskingmodus gleichzeitig Schulbrote schmiert, Sportbeutel packt und die Kinder anzieht, bevor sie in den Tag starten. Das akustische Meisterstück wurde erkennend belacht und reich beklatscht. Berührend gestaltete das Duo das Lied Donna, den Vorläufer des bekannten Songs von Donovan und Joan Baez: Tragisch düster erzählte Breier als Sänger die Geschichte vom Kalb das zur Schlachtbank geführt wird und sich nicht wehren kann…………. mit einer liebevoll gebundenen, leichten Melodie ………. die Geschichte von der Schwalbe, die frei in der Luft fliegt, als Kontrast dagegen. Mit dem Tango von Astor Piazolla Oblivion, das Vergessen, setzte Zhok zum Ende des Abend einen Kontrapunkt zu den vielen lebenslustigen Tanzmelodien, die die Füße der Zuhörer in rhythmisches Dauer-Wippen versetzt hatten. Langsam, intensiv und leidenschaftlich entwickelte sich die schmerzhaft schöne Tangomelodie, blühte auf, und versank mit dem letzten Ton …. kaum lauter als ein Windhauch, im Nichts. Bravo.
Aus der Kritik zum Konzert in der Owschlager Kirche anlässlich des Holocaust-Gedenktages von Anja Hasler/Landeszeitung 30.1.18:
„Lieder voller Glaube, Liebe und Hoffnung: Bei den instrumentalen Klezmer-Stücken ließ Breier abwechselnd Klarinette oder Kontrabass gefühlvoll „singen“…. Die jiddischen Lieder sorgten für viele Gänsehaut-Momente….. Es gab stehende Applaus. Das Publikum war berührt und begeistert. „Es war unglaublich und sehr emotional“, freute sich Anne Henning, die mit ihrer Freundin aus Eckernförde angereist war, über dieses Konzerterlebnis.“
Aus dem Konzert-Bericht in den Kieler Nachrichten vom 4.9.17 von Katharina Köhler:
„Reise durch Witz und Musik“: Der Abend steht ganz unter dem Thema der traditionellen jüdischen Musik… Bei den ersten Stücken, in denen oft klagende, dramatische Klänge dominieren, entsteht in der Kirche eine spannende Atmosphäre. Das Publikum ist sichtlich angetan von der Kombination aus fremder Sprache, den für westlich geprägte Ohren ungewohnten Skalen, den komplexen Rhythmen und den ungewöhnlichen Taktarten wie dem 7/8-Takt…. Zwischen den Liedern warten die beiden Musiker mit Hintergrundwissen auf und erläutern außerdem, welche typischen Instrumente in der Musikrichtung zu finden sind. Nebenbei erhalten die Zuhörer eine Einführung in den jüdischen Witz… Bald meint man, den jüdischen Humor auch in der Musik wiederzufinden: vorwärtsstrebende Rhythmen, flinke Läufe, angeschliffene Töne. Die Beschwingtheit der Lieder greift auch auf das Publikum über – der eine oder andere Fuß wippt, und da, wo die Taktarten es zulassen, wird mitgeklatscht. Belohnt …….. mit warmem Applaus vom Publikum, dessen Nerv sie ganz klar getroffen haben.